Steinbruch bei Hasloch am Main im Spessart

Im Spessart

Zu Fuß und auf dem Rad durch eine märchenhafte Landschaft: Das Mittelgebirge Spessart im Mainviereck ist Deutschlands größtes zusammenhängendes Laubmischwaldgebiet.

Eingefasst zwischen Odenwald, Rhön und Vogelsberg erstreckt sich über Teile Hessens und Bayerns ein Naturjuwel: Das Mittelgebirge Spessart. Der Spessart ist das größte zusammenhängende Laubmischwaldgebiet Deutschlands mit knorrigen Eichen und mächtigen, uralten Buchen. Umschlossen von den Flüssen Main, Sinn und Kinzig erstreckt er sich auf über 2.440 Quadratkilometern Fläche. Etwa 70 Prozent des Spessarts sind von Wald bedeckt. Die vergleichsweise wenigen Siedlungen liegen darin, wie Inseln in einem grünen Ozean. Die sanften Hügel mit ihren idyllischen Tälern und herrlichen Aussichten, dazu der Main mit seinen weiten Uferlandschaften und sonnenverwöhnten Weinterrassen prägen die eindrucksvolle Landschaft. Der Spessart ist reich an Wasser. Er wird nicht nur von Flüssen umrahmt, in seinem Herzen finden sich viele Quellen, Bäche und kleinere Wasserläufe.

Specht als Namensgeber des Spessart

Seinen Namen hat der Spessart oder „Spechtshardt“ – so die althochdeutsche Bezeichnung – übrigens vom Specht. Der Begriff „Spechtshardt“ beschreibt ein mit Hartholz bestocktes und von Spechten bewohntes Waldgebiet. Und tatsächlich: Die Laub- und Mischwälder im Mainviereck sind auch heute noch besonders reich an Spechten. Ganze sieben Arten kommen hier vor. Die ausgedehnten Wälder bieten aber noch viel mehr Tieren und Pflanzen Lebensraum. Nach den Ergebnissen eines Auswilderungsprojektes gibt es wieder Wildkatzen und sogar der Luchs soll, nachdem er vor etwa zwei Jahrhunderten gänzlich ausgerottet war, wieder den Weg zurück in den Spessart gefunden haben. Die vielen Gewässer bieten auch dem Biber einen idealen Lebensraum. Weit über 100 Biberreviere hat man schon gezählt. Die Schachblume gehört zu den botanischen Kostbarkeiten des Spessarts. Im Sinngrund befindet sich das größte Vorkommen dieses Liliengewächses in Deutschland.

Der Spessart ist ein Märchenland – nicht nur im übertragenen Sinne. In Lohr soll einst das schöne Schneewittchen gelebt haben. Und die Brüder Grimm, die aus dem Spessart stammen, haben an so manchem Ort ihre Spuren hinterlassen. Das Brüder Grimm-Haus in Steinau beleuchtet ihr Leben und Wirken. Aber auch Räuber- und Wilderer-Geschichten finden ihren Ursprung im Spessart. Der Schriftsteller Wilhelm Hauff ließ sich von den weiten Wäldern sowie den regionalen Sagen und Legenden inspirieren und schrieb dazu passend die berühmte Geschichte „Das Wirtshaus im Spessart“. Spessarträuber sind übrigens auch in der heutigen Zeit für Überfälle zu haben – zumindest für gebuchte Touren.

Von der schönen Landschaft des Spessarts lässt man sich am besten auf Schusters Rappen verzaubern. Sportliche Mehrtagestouren bieten die Qualitätswege Spessartweg 1 und 2 oder der zertifizierte Premiumweitwanderweg Spessartbogen. Letzterer wird durch sechs Premium-Rundwanderwege, die Spessartfährten, ergänzt. Die Region „Räuberland“ im Hochspessart ist sogar als „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet worden. Auch die traditionellen Handelsrouten Eselsweg und Birkenhainer Straße bieten Wandergenuss pur. Für kürzere Routen oder Spaziergänge bieten sich die vielen Wanderwege des Spessartbunds, der Kommunen und die Naturparkrundwege an. Daneben begeistert ein einzigartiges Netz an über 100 Europäischen Kulturwegen. Meist als Rundweg angelegt, beleuchten sie mit Schautafeln kulturelle und historische Aspekte des Ortes und der Region.

Eine Naturparkführerin im Spessart zeigt Kindern Tiere im Lupenglas

Unvergessliche Naturerlebnisse bieten die ehrenamtlichen Naturparkführer und die hauptamtlichen Naturpark-Ranger. Sie zeigen ihren Gästen die schönsten Seiten des Spessarts und bringen ihnen Natur und Kultur, historische Fakten und Geschichten auf unterhaltsame und informative Art näher. Das Jahresprogramm des Naturparks umfasst über 250 Veranstaltungen – darunter Weinbergtouren mit dem Winzer, Erlebnisangebote für Kinder, kulinarische Kräuterführungen oder Wald- und Gewässerexkursionen.

Zu Fuß und mit dem Fahrrad durch den Spessart

Genussvoll wandern lässt es sich besonders gut auf dem Fränkischen Rotweinwanderweg. Entlang des Weges wachsen im milden Klima die besten Weinreben. Die daraus gewonnenen Weine sorgen bei Weinkennern für wahre Gaumenfreuden – schließlich ist der hervorragende Rotwein eine Besonderheit Frankens. Die churfränkischen Rotweine – allen voran die Spätburgunder – werden regelmäßig mit renommierten Auszeichnungen geehrt. Auch in den Alzenauer Weinorten hat der Weinbau eine lange Tradition. Nicht nur herausragende Rieslinge wachsen hier – ein edler Tropfen aus Alzenau wurde sogar schon dem emeritierten Papst Benedikt serviert. In Alzenau und der Region Churfranken – rund um Miltenberg, Bürgstadt, Klingenberg und Großheubach – hat man sich ganz dem Wein verschrieben. Dort kann man ihn allerorten neu entdecken: In Häckerwirtschaften, auf Winzerfesten oder direkt bei den Winzern vor Ort – aber natürlich auch in den Flair Hotels im und am Spessart.

Wer gerne mit dem Fahrrad unterwegs ist, wird auch im Spessart seine Freude haben. Entspannte Radtouren führen vor allem entlang der Flüsse. Zum Beispiel der MainRadweg, der dem blauen Band des Flusses folgt und im Jahr 2008 als erster deutscher Radfernweg mit fünf Sternen ausgezeichnet wurde. Aber auch Kinzig, Fränkische Saale und Sinn sowie zahlreiche Nebenflüsse laden zu genussreichen Touren ein. Überdies lassen sich viele Täler ohne größere Höhenunterschiede vom Sattel aus erkunden. Wer es lieber sportlich mag, kommt auf den Routen der Initiativen „Bikewald Spessart“, „SpessartBiken“ und der Churfranken-Region auf seine Kosten. Gemeinsam bilden die Trails eines der größten Mountainbike-Netze bundesweit. Zusätzliche Fahrfreuden für Mountainbiker versprechen der Flowtrail in Bad Orb und der MTB-Bike-Park in Frammersbach. Für E-Bikes hält der Spessart ein umfangreiches Netz an Schnellladestationen bereit.

Wanderer wandern durch den Spessart

Kulturell gibt es im Spessart genauso viel zu entdecken. Zahlreiche Burgen, Schlösser und Ruinen aus dem Frühmittelalter zeichnen die Region aus, darunter etwa das bekannte Wasserschloss Mespelbrunn. Es diente dem Film „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Lieselotte Pulver als Kulisse und kann besichtigt werden. Den Hauch vergangener Zeiten spürt man noch heute beim Schlendern durch die pittoresken Fachwerkstädtchen des Spessarts. Ob Aschaffenburg, Lohr am Main, Miltenberg oder Steinau an der Straße – sie alle erzählen ihre Geschichten und bestechen mit ihren Bauwerken, Museen und Sehenswürdigkeiten.

Auch kulinarisch ist man hier bestens versorgt. Denn direkt aus der waldreichen Landschaft des schönen Spessarts kommt ein herzhafter Genuss: Delikate Wildgerichte, oft in köstlicher Kombination mit den Weinen aus Churfranken und den Weinbergen rund um Alzenau. Wild und Wein gehen besonders während der alljährlich im Herbst stattfindenden Wild- und Weinwochen eine köstliche Symbiose ein. Oder darf es ein süffiger Bembel Äbbelwoi sein?