Wald baden

Heute schon im Wald gebadet? Die japanische Heiltherapie Waldbaden

Beim Waldbaden kann man mit allen Sinnen neue Kraft schöpfen – auch auf Reisen. Der achtsame Aufenthalt im Forst hat viele positive Auswirkungen auf den Körper. Das ist wissenschaftlich erwiesen.

Nicht durch den Wald wandern, sondern eher ziellos und vielleicht etwas träumerisch herumlaufen, Bäume berühren, im Laub baden, die würzige Waldluft tief einatmen. Wer schon einmal gestresste Menschen erlebt hat, die auf diese Weise im Wald Ruhe suchten, hat einen Trend aus Japan mitverfolgt: Waldbaden. Japan zeigt, wie es geht, Europa macht es im heimischen Stadtforst nach. Die Voraussetzungen sind simpel. Fast überall gibt es einen nahegelegenen Wald, in den man gehen kann, und die durchgehenden Öffnungszeiten sind ungemein angenehm. Selbst während der Lockdowns in der Corona-Pandemie war Waldbaden eine der Aktivitäten, die man ausüben konnte. Auch auf Reisen bringt Waldbaden den neuen Frischekick zwischendurch. Wer in einem Flair Hotel übernachtet hat Glück. Denn die Flair Hotels liegen in ländlichen Regionen. Ein Wald ist oft nicht weit. Warum diesen Trend also nicht einmal selbst ausprobieren?

Shinrin Yoku

Rein und Ruhe – schon das Betreten des Waldes lässt unser Herz ruhiger schlagen, senkt den Blutdruck und reduziert die Produktion der Stresshormone. Davon sind Wald-Wellness-Experten überzeugt. Sie berufen sich vor allem auf das Buch „Shinrin Yoku – Heilsames Waldbaden“ von Yoshifumi Miyazaki. Der japanische Professor hatte in den 1980-er Jahren untersucht, wie beim achtsamen Waldspaziergang die Düfte der Bäume Körper und Geist beruhigen, den Stresspegel senken und das Immunsystem stärken. Der Schwede Roger Ulrich hatte 1984 etwa zeitgleich mit einer Krankenhausstudie aufgezeigt, dass Patienten mit einem Zimmerblick ins Grüne etwas schneller entlassen werden und weniger Schmerzmittel benötigen, als jene ohne den Blick. In einer späteren Studie kam der Forscher zu ähnlichen Ergebnissen bei Patienten auf der Intensivstation, die auf Naturbilder blickten, im Vergleich zu jenen ohne Bilder an der Wand oder mit abstrakten Malereien.

Medizinische Wirksamkeit

Seit langem gilt Waldbaden im Mutterland Japan als anerkannte Stressmanagement-Methode und ganzheitliche Präventionsmaßnahme und wird vom japanischen Gesundheitswesen gefördert. Es gibt ein „Zentrum für Waldtherapie“, Millionen Japaner besuchen jedes Jahr nationale Erholungswälder, und Universitäten auf der Insel bieten die fachärztliche Spezialisierung „Waldmedizin“ an. Wichtige Waldforscher wie Qing Li haben in jüngsten Forschungen unter anderem herausgefunden, dass die Boten- und Duftstoffe der Bäume, die wir über die Lunge und die Haut aufnehmen, die Zahl unserer Killerzellen deutlich ansteigen lassen. Qing Li ist sogar überzeugt, dass Menschen, die einen Tag im Wald verbringen bis zu sieben Tage lang mehr natürliche Abwehrzellen im Blut haben als normal. Auch ein kurzer entspannter Spaziergang von einer Stunde würde bereits die Gesundheit fördern, indem Blutdruck, Puls und Stresshormone sinken.

Heilwälde in Deutschland

Es geht also um Gesunderhaltung durch den Wald. Um Waldmedizin durch Aroma- und Anti-Stress-Therapien. Um den Wald als Nabel des Herunterkommens statt als Kulisse und Sportrevier. Ein Modell, das auch hierzulande immer mehr Fans findet. Auf Usedom ist vor wenigen Jahren ein europäischer Kur- und Heilwald entstanden. Bei Rostock gibt es bereits länger einen „Heilwald“, und in Berlin plant das zur Charité gehörende Immanuel-Krankenhaus einen Waldbadepfad am See. Auch  mehrere Landesgartenschauen haben das Thema Waldbaden zu einem Bestandteil ihres Programms gemacht.

Waldbadekurse

Allerorts sind mittlerweile zertifizierte „Wald-Bademeister“ im Einsatz. In Kursen lehren sie Waldbaden-Neulinge die Kunst des bewussten, langsamen Waldspaziergangs ohne Ziel und festen Plan, das tiefe Durchatmen, Hören des Blätterrauschens und Klären der Gedanken. Statt Wanderführungen, Pflanzenexkursionen oder Überlebenstrainings stehen sanfte Bewegungen, Achtsamkeitstrainings und Meditationen ohne Leistungsdruck im Vordergrund. Es geht ums Wahrnehmen von Formen, Farben, Geräuschen. Man soll sich ins Laub legen, in die Ferne schauen, die Baumrinde berühren, am Stamm anlehnen oder den Atem beobachten, heißt es in vielen Anleitungen. Ein Mandala legen, Gräser flechten, Steine, Eicheln oder Kastanien sammeln regt dazu an, Bekanntes neu zu entdecken. Wichtig ist das vorbehaltlose Staunen, wertfreie Wahrnehmen und Erleben der eigenen Achtsamkeit.

Die Anziehungskraft des Waldes

Sind es die Bäume mit ihren ätherischen Ölen und die grüne Farbe, die die Effekte des Waldbadens dominieren? Oder doch vor allem die positiven Kindheitserfahrungen im Wald und die generelle Anziehungskraft von grünen Landschaften? Forscher sind sich noch nicht einig, was sich genau wie niederschlägt und wünschen sich noch mehr beweisführende Studien. Denn dass der Wald wirkt, daran zweifelt kaum jemand mehr. Die Waldmedizin ist in diesem Sinne mitten auf ihrem Weg, zu einer international anerkannten Wissenschaft zu werden. Zumindest wünschen sich das die Japaner. Denn für sie ist der Wald längst, was er für immer mehr bedeuten könnte. Ein fester Teil Natur im Alltag der Menschen, einer der ablenkt, den Kopf frei werden lässt und den Körper stärkt.

Besuchen Sie nach einem erholsamen Tag beim Waldbaden eines unserer Flair Hotels